Wenn man selbst noch kein Buch veröffentlicht hat, könnte man denken Ist ja bloß ein Text, der raufgeladen wurde!
Doch hinter einem professionell geschriebenen und gestalteten Buch steckt etwas mehr als nur Text. Das möchte ich mit diesem Beitrag sichtbar machen.
Deshalb liste ich hier auf, welche Kosten ein Verlag bzw. Selfpublisher trägt, damit ein Buch als eBook oder Taschenbuch verfügbar ist.
Zu diesen externen Kosten kommen noch die eigentliche Schreibarbeit die mit zahlreichen Korrekturläufen bei ca. eine Stunde pro Seite liegt. Ja, eine Stunde! Es gibt vielleicht Autoren, die es in der halben Zeit schaffen, doch du kannst davon ausgehen, dass ein Text mindestens vier Korrekturläufe durchlebt. Bei einigen hundert Seiten kommt dann noch ein gewisser Komplexitätsfaktor dazu, damit die Geschichte schlüssig ist.
Lektorat
Selbst wenn der Autor gelernter Germanist ist, bedarf es einem Blick und Kontrolle von Außen. Hat man das eigene Werk mehrfach durchgekaut (siehe Korrekturläufe) ist man gewissermaßen Betriebsblind. Ein/e Lektor/in prüft nicht nur Rechtschreibung, Grammatik und Stil, sondern weist den Autor auf Schwächen im Text, unplausibles Verhalten der Charaktere und Logikfehler hin. Möchte man ein Buch professionell veröffentlichen, ist das Lektorat Pflicht.
Cover
Der erste Eindruck zählt und das ist bei Büchern das Cover. Einerseits soll es auffallen, damit das Buch zwischen tausenden anderen Titeln heraussticht und seine Leser findet. Über Geschmack lässt sich streiten, doch sollte es in jedem Fall professionell aussehen. Wirkt das Cover stümperhaft oder unprofessionell, zieht man schnell den Schluss, dass dies auch auf den Inhalt zutrifft.
Satz & Druck
Ist der Text geschrieben, ist die Arbeit noch lange nicht getan. Um ein Buch zu drucken bedarf es vieler Überlegungen: welches Format soll das Endprodukt haben, wieviel Seiten sollen es werden? Davon hängen dann Schriftart, Schriftgröße, Seitenränder, Absatzformatierungen und vieles mehr, ab.
Auch ein eBook muss formatiert werden, wenn es gut aussehen soll!
Um ein Buch drucken zu lassen, muss der Druckerei ein druckfähiges Dokument geliefert werden. Es müssen Angebote eingeholt, Proofs abgestimmt und die Logistik geklärt werden.
Marketing
Wenn du ein Buch veröffentlichst passiert …..
….. gar nichts!
Ein Verlag / Autor / Selfpublisher muss sich seine Leser erarbeiten. Das bedeutet Marketing in allen Farben und Formen. Es müssen Socialmedia Kanäle bedient, Blogs geschrieben, Leserunden veranstaltet, Newsletter verschickt, Blogger kontaktiert, Lesungen veranstaltet und Webseiten betrieben werden.
Alle diese Maßnahmen kosten Zeit. Wird darüber hinaus eine Webseite betrieben, Inserate geschaltet, Rezensionsexemplare verschickt, kostet es tatsächlich Geld.
Vertrieb
Soll das eBook bei Händlern wie Amazon, Tolino, Google oder Apple gelistet werden, zahlt man für jedes verkaufte Exemplar eine Provision. Zusätzlich können fixe Kosten für eine ISBN-Nummer oder eine Listung im VLB (Verzeichnis Lieferbarer Bücher) dazukommen.
Beim Taschenbuch benötigt man ein Lager, einen Auslieferer und einen Händler, die auch alle mitschneiden bzw. Geld kosten.
Unterm Strich
In Summe kann ein professionell veröffentlichtes Buch locker 2.000 – 3.000,- Euro verschlingen. Lässt der Verlag / Selfpublisher eine kleine Auflage drucken, kommen nochmals mindestens 1.000,- dazu, wenn man sehr günstig drucken lässt.
An diesem Punkt hat der Verlag / Autor noch keinen Cent für seine Arbeitszeit berechnet, es sind lediglich die externen Kosten, die verbucht sind.
Nimmt man jetzt noch die Arbeitszeit mit einem bescheidenen Stundensatz dazu, sieht das Ergebnis wie folgt aus:
von | bis | Mittelwert | |
Lektorat | 1.500 | 2.500 | 2.000 |
Cover | 200 | 500 | 350 |
Marketing | 300 | 500 | 400 |
Vertrieb | 100 | 300 | 200 |
Arbeitszeit (400 Stunden) | 4.000 | 8.000 | 6.000 |
Summe eBook | 6.100 | 11.800 | 8.950 |
Satz & Druck (300 Stk.) | 1.000 | 2.000 | 1.500 |
Summe Taschenbuch | 7.100 | 13.900 | 10.500 |
Beispiel: Buch mit ca. 400 Seiten
Was müsste der Spaß kosten?
Nimmt man die obige Berechnung her, müsste ein eBook 500 Leser finden, die 17,90 bezahlen, oder 1.000 denen es 8,95 wert ist. Die Einnahmen müssten Netto sein, denn die Kosten der Händler sind hier vernachlässigt.
300 Stk | 500 Stk | 1.000 Stk | |
eBook | 29,- | 17,90 | 8,95 |
Taschenbuch | 35,- | 22,90* | 12,45* |
Preis pro Stück abhängig von der verkauften Stückzahl. * Druckkosten wurden an die Stückzahlen angepasst.
Die Realität sieht so aus, dass eBooks von Selfpublishern zwischen 0,99 und 4,99 kosten.
Wieviele Leser benötige ich, damit ich mein eBook um 2,99 verkaufen kann?
Wenn man von den mittleren Kosten eines eBooks ausgeht und als Vertrieb Tolino bzw. Amazon wählt (10% Steuer, 70% Tantiemen) muss man 4.760 eBooks verkaufen. Eine stolze Zahl!